Rost

Ein total verrosteter Schraubkranz ließ sich auch mit aller Gewalt nicht von der Hinterradachse abschrauben. Auch das tagelange Einwirken lassen des Rostlösers half nicht. Da musste die Flex raus! Die Kunst war, das Schraubgewinde der Achse nicht zu verletzen. Vorsichtig sein und immer wieder die Schnittführung ändern brachte das gewünschte Ergebnis. Der Kranz war hinüber, aber die Achse lag endlich frei. Dann habe ich einfach einen gebrauchten Kranz nachgekauft und fertig war das Hinterrad.

Auch bei festgerosteten Tretkurbeln und Pedalen hilft nur Rostlöser, Geduld und Gewalt. Und ganz wichtig ist die Richtung in die man die Teile zum lösen drehen muss!!! Es ist mir schon ein paarmal passiert, dass ich völlig verzweifelt immer wieder mit Schraubenschlüssel + Hammer versucht habe, dass die Pedale sich im Schraubgewinde wenigstens mal einen Millimeter bewegt. Als ich dann mal in die andere Richtung gehauen habe, bewegte sie sich - erst ein bisschen, dann mit dem Hammer immer mal in die eine und in die andere Richtung den Schraubenschlüssel bearbeitet und dann ging sie endlich ab.

Verrostetes Blech, dass eigentlich schon durchgegammelt ist, kann man auch retten. Vor allem bei den Bananensattel-Blechformen kommt das häufig vor und man ist ja absolut darauf angewiesen, es irgendwie hinzubekommen. Solche Formstücke bekommt man nicht mehr nach (allenfalls gebraucht im Netz) und kann sie meist auch nicht selber herstellen. Nach dem Abbürsten des Rosts verwende ich Fertan-Rostumwandler. Der dringt komplett in das Blech ein und macht das Blechteil wieder etwas stabiler. An der eintretenden komplett schwarzen Verfärbung sieht man, dass der chemsche Prozess läuft. Immer bei warmen Temperaturen arbeiten, dann kann man am nächsten Tag mit der Oberfläche schon weiter machen. Ich lackiere dann mit einem Pinsel ganz dick mit 2-in1-Lack, also Rostschutzgrundierung und Lack in einem. Wenn das Blech aber wirklich schon Löcher hat, flicke ich diese mit Alublech, das ich dann mit zig Nieten fest mit dem Blech verbinde. Auch mit aushärtender "Metallknete" lässt sich das eine oder andere recht stabil nachbilden.

Verrostete Chromteile, vor allem die Schutzbleche und Felgen der Bonanza-Räder sind in der Regel extrem rostig - wie soll man die nur retten ohne die Chrombeschichtung ganz herunter zu schleifen? Ohne Chemie geht es leider nicht! Die besten Erfahrungen habe ich mit dem Korrosionsschutzmittel Owatrol gemacht. Das ist ein Öl, welches quasi in den Rost kriecht und ihn so verschließt, dass die Korrosion komplett gestoppt wird. Gleichzeitig wird ein Schutzfilm aufgebaut, der verhindert, dass sich neuer Rost bilden kann. Damit arbeite ich vor allem bei den Felgen. Einen kleinen Tod muss man aber immer sterben - der Rost muss natürlich erstmal abgeschliffen werden und da leidet der Chrom immer drunter. So richtig vollständig "wie neu" bekommt man den Chrom garantiert nicht mehr hin, aber das ist dann eben die "Alterspatina". Unbedingt darauf achten, dass es lange trocknet und das auch in der richtigen Temperaturumgebung. Wenn man Owatrol dann auch zur Felgenkonservierung benutzt (am besten als Spray), dann bildet sich ein transparenter, gelblicher Film auf dem Chrom. Der ist lange klebrig, trocknet aber ca. innerhalb einer Woche.

Rost in Rohren kann einem den letzten Nerv rauben. Durch ihn im "Innenleben" des Fahrrads bekommt man viele Verbindungen einfach nicht gelöst, oft bei Gabelschäften, bei Lenkern, bei Sattelstützen und natürlich vergammelten Tretlagern. Auch hier hilft viel Rostlöser und vielleicht auch erwärmen - das hat mir manches Mal geholfen, vor allem bei festsitzenden Tretlagern. Meine Erfahrung zeigt, dass man aber immer, wirklich immer, extrem viel Kraft aufwenden muss, um "es zu schaffen". Also vorher lieber nochmal  ´ne Stulle essen ;))) Wenn man das Teil dann endlich raus hat, entweder nur mit Muskelkraft oder mit dem Hammer, hat man immer noch das Problem, dass innendrin alles verrostet ist. Am besten mit einem Lappen reingehen und erstmal sauber machen, dann - wenn möglich - irgendwie den Rost anschleifen oder abbürsten, mit Lösungsmittel sauber machen und dann auf jeden Fall Korrosionsschutz aufbringen. Sonst hat man in ein paar Jahren das gleiche Problem wieder.